New Work, Corona und die Komfortzone

Komfortzone
Komfortzone

Die Komfortzone ist der wohlige Kreis um einen herum. Alles ist geordnet, absehbar und mehr oder weniger einschätzbar. Hier kann alles gut gemeistert werden. Gerade in der aktuellen VUCA-Welt ist die Komfortzone ziemlich bequem. Selbst wenn man seinen Job nicht mag – er gibt Sicherheit. Alles funktioniert im Autopilot. Kein Wunder, dass viele im „Sofa-Modus“ bleiben.
Doch seit Jahren wird proklamiert, dass man eben aus dieser Komfortzone raus muss. Doch warum eigentlich? Und ist jetzt – in der Corona-Krise – dafür eigentlich der richtige Zeitpunkt? Und was hat das mit „New Work“ zu tun?

Zunächst sollten wir uns das Schaubild zur Komfortzone ansehen. Das Modell sieht vier Zonen vor, die ich am Beispiel der Corona-Krise kurz erläutern möchte:

  1. Die „Comfort Zone„: Der Bereich, in welchem wir uns bequem bewegen.
  2. Die „Fear Zone„: In der Angstzone findet man immer wieder Ausreden, um die Komfortzone nicht zu verlassen. Hier sagen andere, was du tun oder nicht tun sollst. Die in der aktuellen Corona-Krise allseits beliebten Hamsterkäufen finden hier statt.
  3. Die „Learning Zone„: Hier geht darum, sich den Herausforderungen und Problemen zu stellen. In dieser Zone könnte ich bspw. feststellen, dass wir in der Corona-Krise alle unser bestes geben, um einer komplizierten Situation zu begegnen.
  4. Die „Growth Zone„: In dieser Zone könnte ich am Beispiel der Corona-Krise über andere nachdenken, die Hilfe benötigen und Ziele setzen. Wie kann anderen geholfen werden?
Von der „Comfort Zone“ zur „Growth Zone“

Die Komfortzone ist immer individuell

Grundlegend ist die Komfortzone sehr individuell. Während der eine Panik bekommt und sich in der „Fear Zone“ befindet, da fühlt sich jemand anderes immer noch wie auf dem Sofa.

Das „nun beweg Dich doch endlich mal raus aus deiner Komfortzone“ muss also jeder selbst bewerten. 15 Jahre der gleiche Job, nur einmal nach dem Studium umgezogen, Haus, Kinder, Garten. Langweilig? Oder vielleicht auch nur nicht laut genug getrommelt für das, was man auf dem Weg dahin geleistet hat?

Wozu soll das gut sein?

Es kann lohnend sein, sich mit dem Überschreiten der eigenen Komfortgrenze auseinanderzusetzen. Im Privaten und auch im Berufsleben sind Wachstum und Entwicklung wohl vor allem dann möglich, wenn man sich regelmäßig neuen Herausforderungen und Aufgaben stellt.

Mit dem #growthmindset aus der Komfortzone

Die amerikanische Wissenschaftlerin Carol Dweck hat erforscht, dass es zwei Mindsets gibt:
Das „fixed Mindset“ und das „growth Mindset“.

Info-Box: Wer ist Carol Dweck?

Carol Dweck ist Professorin für Psychologie an der Stanford University. Sie ist eine der weltweit führenden Forscherinnen auf dem Gebiet der Motivations- und Entwicklungspsychologie. Carol Dweck erforscht seit vielen Jahren die Haltung des sogn. „growth Mindset“ und die dem gegenüberstehende Haltung des „fixed Mindset“.

Menschen mit einem „fixed Mindset“ denken in Kategorien: Ich bin smart, ich bin blöd, ich bin hübsch, ich habe kein Talent. Es geht vor allem um den Status Quo. Personen mit einem „fixed Mindset“ haben typischerweise Angst vor dem Versagen. Daher fällt es Ihnen schwer, neue Herausforderungen anzunehmen.

Der Grund: Wenn ich das Label „smart“ erhalten habe, würde ich im Zweifel keine Herausforderungen annehmen, die diese Kategorie gefährden würden. Falls ich versage, bekomme ich ggf. ein anderes Label, das ich dann nicht wieder los werde: Versager. Ich bleibe also lieber in meiner Komfortzone als ein Risiko einzugehen.

Personen mit einem fixed Mindset meinen häufig, dass bestimmte Fähigkeiten angeboren sind. Wenn sie also an einer Aufgabe scheitern, so führen sie das darauf zurück, dass ihnen bestimmte Begabungen offenbar fehlen. Ein Ausbruch aus der Komfortzone ist für sie schwierig.

Dem gegenüber steht das growth Mindset. Die Idee: Jede Eigenschaft kann erlernt werden und man kann sich stets verbessern. Menschen mit diesem Mindset sind der Überzeugung, dass sie alles erreichen können, solange sie genügend Einsatz bringen. Diese Einstellung ist es auch, die Menschen grundlegend zu mehr Erfolg führt.

Das Growth-Mindset entscheidet letztlich darüber, wie du mit Problemen und Herausforderungen umgehst.

The growth mindset is based on the belief that your basic qualities are things you can cultivate through efforts

Carol Dweck

Es lässt sich feststellen, dass Status Quo und Talent nicht unser Potenzial im Leben bestimmen, sondern man sich mit Einsatz stets verbessern kann.

Also besser „Ich weiß das noch nicht, also lerne ich es jetzt“ als ein „ich kann das nicht“.
Besser ein „Irgendwie bekomm ich das schon hin“ als ein „Jetzt bloß keinen Fehler machen“.

Oder anders ausgedrückt: Von der Comfort Zone in die Growth Zone.

Die Studien von Carol Dweck: Die zwei Seiten des Lobes

Carol Dweck hat festgestellt, dass Lob je nach Ausformung unterschiedliche Effekte haben kann. Ihre Studien untersuchten das Verhalten von Schulkindern in zwei Gruppen, die Aufgaben lösen mussten.

Den Teilnehmern der einen Gruppe wurde nach Lösen der Aufgaben gesagt, dass sie sehr klug seien, bei der anderen Gruppe wurden hingegen die Anstrengungen gelobt.

Erstere sahen sich als talentiert, während die zweite Gruppe, die für ihre Anstrengungen gelobt worden war, vor allem ihre Fähigkeiten und ihr Wissen betonten und der Überzeugung waren, dass sie Dinge durch Anstrengung und Lernen erreichen können.

Bei einem weiteren Versuch im Rahmen der Studie wurden die Schüler vor die Wahl gestellt, eine eher herausfordernde Aufgabe, von der sie noch lernen könnten, oder eine leichtere zu bekommen, die ihnen eine fehlerfreie Lösung garantieren würde.

Es stellte sich heraus, dass die für ihre Intelligenz gelobten Schüler überwiegend zu der leichten Aufgabe griffen, während die anderen offenbar die Chance ergriffen, etwas zu lernen. Sie kamen durch das Lob zu der Erkenntnis: Wenn Erfolg bedeutet, dass sie klug sind, dann bedeutet das Ringen um eine Lösung, dass sie offensichtlich nicht klug sind.

New Work und das #growthmindset

Wie kann so ein #growthmindset entstehen? Die Grundvoraussetzung ist wohl: Man muss erstmal wissen, dass es diese unterschiedlichen Mindsets gibt. Und man sollte natürlich auch lieber im growth Mindest unterwegs sein wollen. Dann müsste eigentlich jedes Mal, wenn jemand sagt, „Du bist schlau/blöd/…“ die fixed Mindset Alarmglocke angehen.

Natürlich gibt es eine enge Verbindung vom „growth Mindset“ zu New Work. Denn wenn Unternehmen Freiheit und Verantwortungsbewusstsein leben, dann ist das New Work. Und wenn Unternehmen bei ihren Mitarbeitern ein Growth Mindset entwickeln, dann ist auch das New Work.

Was also müssen Unternehmen tun, um ein Growth Mindset bei den Mitarbeitern entstehen zu lassen?

Ich denke Arbeitgeber müssen ihren Mitarbeitern von Anfang an vertrauen und ermuntern, Herausforderungen anzunehmen. Aber nur ein „ermuntern“ reicht vermutlich nicht: Unternehmen sollten es sogar einfordern und dafür sorgen, dass die Aufgaben der Mitarbeiter einen Wachstumsbereich haben, der für sie erreichbar ist.

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