Was ist Resilienz und was hat das mit New Work zu tun?

Resilienz
Resilienz

Mit „Resilienz“ gibt es ein neues Modewort inkl. der dazugehörigen Begleiterscheinungen wie Akademien, Podcasts, Whitepaper, Blog-Posting, Experten etc. Ein bisschen so wie der Begriff „New Work„. Und auch hinter „Resilienz“ verbirgt sich ein Megatrend. Er wird für den einzelnen Menschen als auch in vielen Unternehmen immer wichtiger.
Doch was steckt nun hinter dem Begriff und warum sprechen gerade jetzt so viele darüber? Und natürlich möchte ich die Frage beantworten, was die Resilienz eigentlich mit New Work zu tun hat.

Was ist Resilienz?

Der Begriff „Resilienz“ wird in unterschiedlichen Disziplinen verwendet. Von der Psychologie, der Energiewirtschaft, der Soziologie, der Zahnmedizin, der Biologie, der Bauwirtschaft – und vermutlich noch in diversen weiteren Umfeldern. Das ist erstmal gar nicht verwunderlich, denn Resilienz meint (vom lateinischen) übersetzt so etwas wie „zurückspringen“ oder „abprallen“.

So ist ganz grundlegend unter der Resilienz die Toleranz eines „Systems“ gegenüber Störungen zu verstehen. Egal ob es nun um ein widerstandsfähiges Gebäude oder um einen Schwamm geht, der nach einer Veränderung der Form wieder seine Ursprungsform zurückerlangt.

Im Umfeld der Psychologie (um diese Disziplin geht es ja hier im weitesten Sinne) hat sich der Begriff im Laufe der Jahre gewandelt.

Früher wurde mit Resilienz vor allem eine spezielle Eigenschaft von Personen bezeichnet, die ihre psychische Gesundheit trotz sehr schwieriger Bedingungen erhalten haben. Häufig wurden etwa Personen so bezeichnet, die beispielsweise trotz großer Armut in der Kindheit dann im Erwachsenenalter eine qualifizierte Berufstätigkeit ausübten, nicht mit dem Gesetz in Konflikt kamen und psychisch unauffällig waren. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff schon vor vielen Jahren durch Emmy Werner geprägt (siehe „Info-Box“).

Später wurde die Bedeutung von Resilienz ausgeweitet (und wird damit auch für uns interessant), da erkannt wurde, dass psychische Widerstandsfähigkeit eigentlich immer (und nicht nur in Extremsituationen) von Vorteil ist.

Das moderne Verständnis von Resilienz

Überträgt man das moderne Verständnis von Resilienz auf den Mitarbeiter, so wird dieser aktuell meist für Menschen verwendet, die mit den Belastungen der modernen Arbeitswelt so umgehen, dass sie ihre psychische Gesundheit erhalten.

Doch Resilienz lässt sich auch auf Unternehmen übertragen. In diesem Fall sind Organisation gemeint, die mit Veränderungen und Krisen konstruktiv umgehen. Dies sind Unternehmen, die auf Veränderungen flexibel reagieren, die sich immer wieder selber hinterfragen und sich der Realität anpassen.

Resilienz ist aber letztlich nicht nur ein Merkmal, das Individuen oder Unternemen für sich nutzen können. Auch Gruppen, Gemeinschaften, Institutionen und ganze Staatengemeinschaften können mehr oder weniger widerstandsfähig sein.

Info-Box: Wer war Emmy Werner?

Emmy Werner war eine amerikanische Psychologin und Pionierin auf dem Gebiet der Resilienz. Sie hat während 40 Jahren die Entwicklung von Menschen beobachtet, die in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind und trotzdem ihr Leben gemeistert haben.
In einer vielzitierten Langzeitstudie konzentrierte sich Werner auf jenes Drittel von 700 Kindern, das sich trotz vielen Risikofaktoren wie Kindsmissbrauch, Alkoholismus und Scheidung der Eltern zu „lebenstüchtigen“ Erwachsenen entwickelt hat.
Die Erkenntnis der Studie: Resilienz ist das Resultat von komplexen individuellen und sozialen Prozessen. Sie sind der Grund, warum auch problembeladene Jugendliche die Chance haben, gesellschaftlich vollkommen integrierte Staatsbürger zu werden.

Warum wird gerade jetzt so viel über Resilienz gesprochen?

Die Corona-Krise ist nicht nur eine medizinische oder ökonomische – sondern vor allem auch eine psychologische Krise. Die Angst vor einem Jobverlust oder der soziale Stress infolge des „Aufeinanderhockens“ in der Familie. Singles klagen dagegen über Einsamkeit und Isolation. Und auch unabhängig von der Corona-Krise ist die stetig steigende Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen (+129,4 Prozent in 10 Jahren) erschreckend. Daher ist (in der aktuellen Krise und auch darüber hinaus) die Resilienz ein wichtiger Schutzfaktor für jeden einzelnen.

Diesen Schutzfaktor benötigen natürlich auch die Unternehmen. Denn diese sind nicht nur der Corona-Krise ausgesetzt, sie stehen häufig durch verschiedene Interessengruppen (Kunden, Mitarbeitern oder Aktionären) unter Druck. Denn Unternehmen werden vermehrt an der Art und Weise gemessen, wie sie Schwierigkeiten bewältigen und ob sie die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen.

Krisenbewältigung für Unternehmen als zentrale Funktion

Daher nimmt die Krisenbewältigung für Unternehmen eine zentrale Rolle ein. Und Krisen gibt es genug: Neben der Corona-Krise müssen Unternehmen sich unter anderem mit Produktmängeln, Skandalen, sozialen und Führungskrisen auseinandersetzen.

So ist es nicht verwunderlich, dass Resilienz DAS aktuelle Modewort geworden ist. Alle wollen widerstandsfähiger werden, mit Stress besser umgehen und Krisen schneller und ohne langfristige Schäden bewältigen. Im Unternehmenskontext haben vor allem die Unternehmensberatungen das Thema für sich entdeckt. Von EY bis Deloitte haben alle Resilienz-Frameworks und Konzepte im Angebot.

Warum ist Resilienz für New Work so wichtig?

Resilienz steht gleich in mehrfacher Verbindung mit dem Thema New Work. Im Kontext von New Work entstehen weltweit neue Arbeitsformen und strukturelle Veränderungen. Es ist dabei offensichtlich, dass die Konzepte von New Work die Mitarbeiter fordern und in die Verantwortung nehmen. Um diesen anspruchsvollen Herausforderungen (nicht nur beim Thema New Work, sondern auch ganz generell in der häufig stressigen Arbeitswelt) zu begegnen, ist es grundlegend wichtig, dass Mitarbeiter bestimmte Resilienzfaktoren zu entwickeln. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Themen wie die psychische Gesundheit der Beschäftigten im Kontext von New Work seit Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Selbstverantwortung und Purpose

Ein weiterer Zusammenhang liegt in der Selbstverantwortung. Damit Organisationen handlungsfähig bleiben, ist ein zentrales Prinzip von New Work die Stärkung der Selbstverantwortung von Führungskräften und Mitarbeitern.

Gleichfalls ist die Selbstverantwortung für die Resilienz ein zentraler Baustein. Die knappe Begründung: Resiliente Menschen glauben fest daran, dass sie etwas schaffen können. Sie sind davon überzeugt, dass sie auch in schwierigen Situationen etwas bewegen und unabhängig handeln können. Agieren Mitarbeiter sehr selbstverantwortlich, dann stehen sie auch für die eigenen Handlungen und Versäumnisse ein und tragen die Konsequenzen.

Ein weiterer Zusammenhang besteht auch bei dem Thema „Purpose„. So wird die Entwicklung von Resilienz am Arbeitsplatz auch durch ein Gefühl der Sinnhaftigkeit unterstützt. Finden Mitarbeiter in der Arbeit einen Sinn und haben das Gefühl, dass sie zu einem größeren Ganzen beitragen, so mildert das die Auswirkungen von Stress.


Die gute Nachricht: Hinter der Resilienz steckt keine geheimnisvolle Kraft, sondern eine Kompetenz, die erlernt werden kann. Im nächsten Beitrag skizziere ich, wie Mitarbeiter und Unternehmen resilient werden können.

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