Auf dem Weg zum resilienten Unternehmen: Vier wichtige Resilienzfaktoren

Resilienz
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Resilienz ist die Superpower unserer Zeit. Sagt beispielsweise Lea-Sophie Cramer. Recht hat Sie.
Da kein Unternehmen Krisen vermeiden kann, ist Resilienz für Unternehmen heute vermutlich relevanter als jemals zuvor. Denn Krisen können – gerade jetzt in der Corona-Krise – existenzbedrohend sein.

Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen für zukünftige Krisen gut gewappnet sind und positiv mit Veränderungen umgehen. Fakt ist: Kein Unternehmen kann von sich behaupten, gegen jede Krise gewappnet oder vollständig resilient zu sein. Und doch gibt es verschiedene Resilienzfaktoren, die eine Organisation nutzen kann, um möglichst widerstandsfähig zu werden. Nachfolgend möchte ich aufzeigen, was auf dem Weg zum resilienten Unternehmen helfen kann.
Im vorigen Beitrag erfahrt ihr, was hinter dem Begriff Resilienz steckt und warum dieser aktuell so viel diskutiert wird.

In aller Kürze: Was ist ein resilientes Unternehmen?

Ein resilientes Unternehmen ist grundlegend eines, das sich möglichst gut und flexibel an veränderte Umgebungsbedingungen anpassen kann. Eine Stärkung der Resilienz auf organisationaler Ebene hilft Unternehmen sich der VUCA-Welt anzupassen. Ein wiederstandsfähiges Unternehmen kann positiv mit Veränderungen umgehen – und auf diese Weise überleben bzw. sich weiterentwickeln.

Resilientere Organisationen …

  • erkennen, wann von außen oder von innen Veränderungen eintreten, um rechtzeitig handeln zu können.
  • … besitzen eine starke Widerstandskraft, um so die eigene Verletzlichkeit (bspw. bei Krisen) zu verringern.
  • … haben ein positives Unternehmensbild und nutzen die Chancen der Digitalisierung.

Auf dem Weg zum resilienten Unternehmen

Die Corona-Pandemie hat die Herausforderungen für Mitarbeiter und Unternehmen verschärft: Das plötzliche Arbeiten von zuhause, die Umstellung von Prozessen und vielfach auch der Kampf ums Überleben der Organisation.

Alles hängt zusammen: Resilienz bei Mitarbeitern und in den Unternehmen

Grundlegend lässt sich feststellen, dass die individuelle Resilienz, die Resilienz in den Teams und die organisationale Resilienz eng miteinander verbunden sind. So ist eine resiliente Organisation ohne resiliente Mitarbeiter nicht vorstellbar – allerdings machen viele resiliente Mitarbeiter noch lange keine resiliente Organisation aus.

Ein kleiner Hinweis: Für die Team-Resilienz wiederum ist die Psychologische Sicherheit, also im weitesten Sinne eine eine positive Fehlerkultur, förderlich. Dazu habe ich vor einiger Zeit einen Beitrag veröffentlicht: Das Geheimnis guter Teamarbeit: Psychologische Sicherheit.

Welche Stellschrauben können genutzt werden, um die Resilienz von Unternehmen zu erhöhen? Welche Handlungsfelder verbessern die Widerstandskraft eines Unternehmens?

Natürlich ist das Thema viel zu komplex für ein „macht mal eben diese Dinge und dann ist das Unternehmen resilient“. In vielen Unternehmen ist wohl viel Zeit und Kraft notwendig, um das Unternehmen möglichst resilient aufzustellen. Die nachfolgenden (subjektiv von mir ausgewählten) Resilienzfaktoren können dabei helfen, ein Unternehmen möglichst widerstandsfähig aufzustellen:

Resilienzfaktor 1: Einfachheit

Gerade in schwierigen Zeiten wird in Unternehmen häufig die Komplexität erhöht. Sobald Umsätze und Gewinne einbrechen, suchen Manager nach raschen Lösungen und machen damit (teilweise) vieles noch schwieriger. 

Resiliente Unternehmen bauen Komplexität ab. So gibt es in jeder Organisation unnötig komplexe Prozesse und zu viel Bürokratie. Um schnell reagieren zu können, sollten Unternehmen ihre Innen- und Außenwelt möglichst einfach und nachvollziehbar gestalten. 

Dabei helfen kann das sogn. „Operating System Canvas„. Nach Aussage der „The Ready Company“ ist dies ein Tool „for reinventing your organization“. Kern dieses Modells ist eine einfache Übersicht, die zwingt sich damit auseinander zu setzen, was die Organisation eigentlich ausmacht:

  • Warum existiert die Organisation?
  • Wer sind die Menschen in der Organisation?
  • Wie wird die Verantwortung aufgeteilt?
  • Welche Rollen und Regeln gibt es?
  • Wie verdienen wir Geld?
  • Wem gehört die Firma?

Jeder diese Fragenbereiche ist ein eigener Baustein, aus dem sich das „OS Canvas“ zusammensetzt.

The OS Canvas von theready.com

Natürlich lässt sich ein komplexes System wie eine Organisation nicht auf einzelne, unabhängige Bausteine reduzieren. Vielmehr handelt es sich dabei um sich überschneidende und miteinander verbundene Bereiche. Jede Dimension ist eigentlich eine Linse, die auffordert, die Organisation zu betrachten und jeweils über diese Fragen nachzudenken:

  • Woran glauben wir? Was sind unsere Prinzipien in diesem Bereich?
  • Was tun wir eigentlich? Wie sind unsere Praktiken in diesem Bereich?
  • Stehen unsere Handlungen und Ergebnisse im Einklang mit unseren Werten?

Das Magazin „Neue Narrative“ spricht in der letzten Ausgabe (#09) ebenfalls von einem organisationalen Betriebssystem und hat das obige „OS Canvas“ weiterentwickelt bzw. angepasst. Ein Blick lohnt sich!

So oder so ist es wichtig, dass in einer Organisation (beim Management und den Mitarbeitern) Klarheit darüber besteht, wie die Organisation funktioniert und nach welchen Spielregeln gearbeitet wird. Ich bin mir sehr sicher, dass das vielfach nicht der Fall ist. Ohne Klarheit und Einfachheit wird es allerdings in einer Krise schwer, schnell und richtig zu reagieren.

Resilienzfaktor 2: Innovative Mitarbeiter

Auf den ersten Blick eine Binsenweisheit: Resiliente Unternehmen nutzen die Innovationskraft der Mitarbeiter. Und nur mit innovativen und motivierten Mitarbeitern kann ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein.

Vor kurzem habe ich einen Beitrag formuliert, der aufzeigt, dass viele Unternehmen haben gar kein echtes Interesse an Innovationen haben.

Um auf potenzielle Krisen zu antworten, müssen Führungskräfte zunehmend improvisieren und pragmatisch vorgehen. Denn ein genaues Analysieren und Planen funktioniert in der VUCA-Welt vielfach nicht mehr. Für resiliente Unternehmen sind daher Mitarbeiter notwendig, die mitdenken und improvisieren können.

Um die Lösungs- und Innovationskraft der Mitarbeiter zu fördern, sind viele Maßnahmen denkbar. In den meisten Unternehmen ist dies vor allem eine Frage der Struktur. Und Unternehmen sollten möglichst den Druck von den Mitarbeitern fern halten. Unter Druck ist es kaum möglich, kreativ zu sein und neue Lösungswege zu finden. Bei Stress fokussieren wir uns im Zweifel nur auf das Problem und sind höchstens in der Lage, bisherige Lösungen oder Produkte weiterzuentwickeln.

Ein wichtiger Resilienzfaktor für Unternehmen sind daher innovative Mitarbeiter, die kreativ mit Problemen und Krisen umgehen können.

Resilienzfaktor 3: Unternehmenskultur

Eine offene, wertschätzende und realitätsakzeptierende Unternehmenskultur fördert die Resilienz von Unternehmen. Warum? Nur mit einer Unternehmenskultur, die auf Offenheit und Dialog setzt, können wirklich gute Ideen entstehen und so die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens gestärkt werden.

Ebenfalls ist wichtig, dass offen und transparent kommuniziert wird: Wie werden Entscheidungen getroffen? Wie werden neue Prozesse und Ansätze kommuniziert? Wird über nahende Krisen gesprochen oder werden sie verschwiegen?

Resiliente Unternehmen hinterfragen regelmäßig ihre Unternehmenskultur und richten diese neu aus.

Resilienzfaktor 4: Lebende Strategie

Unternehmen sind keine starren Gebilde, sondern lebende Organisationen.

Eine Organisation ist daher auch nur so anpassungsfähig wie die Mitarbeiter. Das bedeutet in der Konsequenz, dass Veränderungsprozesse nicht verordnet und auch nicht mit der Stoppuhr durchexerziert werden können.

Veränderungsprozesse brauchen Zeit. Unternehmen, die bereits so weit in einer Schieflage sind, dass ihnen keine Anpassungszeit bleibt, verlieren ihre strukturelle Stabilität.

Menschen können nicht zu Veränderungen gezwungen werden – und jeder Mensch erlebt und verarbeitet Veränderungen unterschiedlich intensiv und unterschiedlich lange. Es gilt immer wieder Angebote an die Mitarbeiter zu machen. Zwang war noch nie ein guter Motivator und ein Grund, warum Strategien, die top-down angeordnet werden, fast nie nachhaltige Effekte haben. Und wie will man Strukturen und Kultur von Eigenverantwortung und Selbstorganisation stärken, wenn man zwingt?

Letztlich ist eine Strategie ist nur so gut wie ihre Umsetzung. Resiliente Unternehmen haben verstanden, dass strategische Initiativen in den Prozessen in der Organisation etabliert und von den Mitarbeitern gelebt werden müssen. Ansonsten bleibt sie wirkungslos.

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