Wie Routinen dein Leben in der Corona-Krise besser machen

Routinen
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Mark Zuckerberg trägt nur graue T-Shirts. Steve Jobs trug meist einen schwarzen Rollkragenpullover, Jeans und Turnschuhe. Und auch Obama hat meist graue T-Shirts an. Ein Grund für das minimalistische Outfit ist sicher, dass dies Teil der persönliche Marke ist. Ein anderer Grund: Wer ständig Entscheidungen treffen muss, der sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren – und sich nicht solchen Dingen wie der Wahl der T-Shirt-Farbe aufhalten.
Immer die gleichen Klamotten nehmen ist dabei nichts anderes als eine Routine, die dabei hilft, sich nicht von Belanglosigkeiten ablenken zu lassen. Doch sind solche Routinen nur für die Zuckerbergs dieser Welt sinnvoll? Gibt es eigentlichen einen Unterschied zwischen „guten“ und „schlechten“ Routinen? Und sind nicht eigentlich gerade jetzt in der Corona-Krise Routinen sinnvoll?

Jeder Mensch hat Routinen und Gewohnheiten

Man kann zwischen „guten“ und „schlechten“ Routinen unterscheiden. Das Problem: schlechte Routinen schleichen sich ganz leicht in den Alltag ein – während gute Routinen meist mit viel Kraft und sehr bewusst entwickelt werden müssen.

Info-Box: Was sind eigentlich Routinen?

Eine Routine ist die Abfolge von immer gleichen Verhaltensweisen, die vom Gehirn und Körper automatisiert wurden. Normalerweise macht unser Gehirn das von alleine – natürlich mit dem Ziel, Energie zu sparen. Wenn das Gehirn nicht jedes Mal aufs Neue überlegen muss, warum es was tut, wird der Energieverbrauch reduziert.
Auslöser einer Routine ist immer ein sogn. Trigger. Dieser löst eine Aktion aus. Eine Routine führt meist zu einer Belohnung. Das kann Belohnung kann beispielsweise eine Sättigung, ein angenehmes Gefühl im Mund, Sauberkeit im Haus, Anerkennung, Entspannung etc. sein.

Schlechte Routinen

Schlechte Routine?

Ein Beispiel für eine „schlechte“ Gewohnheit ist, dass ich morgens auf dem Weg zur Arbeit bei Starbucks mir fast immer einen ungesunden und zu teuren Kaffee kaufe. Oder wenn ich eine E-Mail am Handy bekomme, sofort auf dem Gerät nachschaue. Für sich genommen sind die Dinge sicherlich erstmal nicht super schlecht und eher ein „Guilty Pleasure“.

Aber dennoch: Wenn bei solchen Dingen aus einer Gewohnheit eine Routine wird, dann ist das mehr oder weniger schlecht. Denn man wird dick. Oder man gibt zu viel Geld aus. Oder man verdaddelt zu viel Zeit. Oder man lenkt sich ständig ab, was nicht gut fürs Gehirn ist. Oder oder oder.

Dabei ist es natürlich für jeden mehr als einleuchtend: Es ist besser einen Apfel zu essen – anstatt die ungesunden Erdnüssen am Abend. Ein Grund es doch zu tun ist, dass diese Gewohnheit Kraft spart. Wir müssen keine Energie aufwenden, die geliebten, gewohnten Erdnüsse für einen Apfel einzutauschen – auch wenn es natürlich langfristig besser wäre.

Gute Routinen

Neben den eher schlechten Angewohnheiten gibt es natürlich für den Körper und Geist auch gute Routinen. Ein paar Beispiele: Morgens ein Glas Wasser trinken. Oder früh aufstehen und meditieren. Oder jeden Monat ein Buch zu lesen. Oder ein gutes Musikalbum in Ruhe und ohne Ablenkung zu hören. Oder oder oder.

Gute Routine?

Dabei ist es leider deutlich schwieriger eine gute Routine zu etablieren als eine nicht so gute. Ein Grund dafür ist, dass viele ihre Pläne nicht konkret genug formulieren. Gute Vorhaben wie beispielsweise „Ich möchte mal wieder Bücher lesen“ werden wohl nur selten zu einer erfolgreichen Routine. Viel besser ist es diese möglichst konkret zu machen: „Ich lese jeden Abend ab 22 Uhr das Buch Cloud Atlas von David Mitchell“. Oder: „Ich gehe mittwochs und freitags um sieben Uhr für 20 Minuten joggen.“

Hilfreich sind auch die so genannten „Wenn-dann-Pläne„. Diese funktionieren wie folgt: „WENN ich morgens um 6:30 Uhr aufstehe, DANN ziehe ich mir gleich die Laufkleidung an und gehe joggen.“

Wenn also ein Ereignis eintritt (ich stehe morgens auf), dann soll das andere folgen (Laufkleidung anziehen und joggen gehen). Auf diese Weise können „Wenn-dann-Pläne“ dabei helfen, dass sich das Verhalten automatisiert – also aus einer Gewohnheit eine „gute“ Routine wird.

3 Gründe, warum Routinen in der Corona-Krise so wichtig sind

Bei den allermeisten Menschen entstehen durch Corona neue Routinen. Die offensichtlichste: Der Griff zur Maske, wenn man in die S-Bahn steigt oder in den Supermarkt geht. Für mich ist das zumindest mittlerweile zur Routine geworden (keine Ahnung, ob das nun eine gute oder schlechte ist).

So oder so ist es aber auch gerade jetzt wichtig nicht nur neue Routinen zu entwickeln, sondern vor allem auch bestehende Routinen zu pflegen. Gerade durch die Corona-Krise und die aktuell unsichere Zeit ist es noch wichtiger als sonst, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Hier können Routinen helfen und die geben Kraft für Neues geben.

1. Einen klaren Kopf behalten

In der jetzigen Zeit ist es wichtig einen klaren Kopf zu behalten. Nur nicht verrückt machen lassen. Gerade jetzt ist es wichtig Routinen zu haben, die helfen weiter produktiv zu sein. Täglich zur gleichen Uhrzeit aufstehen (auch wenn man das vielleicht gar nicht mehr muss – Kurzarbeit und so). Aber es ist nicht nur sinnvoll neue Routinen aufzubauen, sondern eben auch bestehende beizubehalten.

Falls man normalerweise nach dem Feierabend ins Fitnessstudio geht, so sollte man diese Routine nicht aufgeben. Stattdessen ein Workout @home und so den Rhythmus beibehalten. Denn neue (gute) Routinen zu etablieren erfordert viel Disziplin. Nur nicht die bestehenden durch Corona kaputt machen lassen.

2. Struktur für den Alltag

Thomas Reiter war als Astronaut lange auf der Mir und später auf der ISS. Sein Ratschlag: Wenn man lange Zeit auf engstem Raum zusammenlebt, ist vor allem das Einhalten von Routinen wichtig, um den Alltag zu strukturieren.

„Nicht in den Tag hinein leben“

Thomas Reiter, Quarantäne-Tipp vom Astronauten, YouTube

Denn Struktur und Routinen können dabei helfen, besser durch den Corona-Alltag zu kommen. Der Alltag lässt sich besser mit einem geplanten Tagesablauf begegnen. Es ist also noch sinnvoller als sonst sich darüber Gedanken zu machen, wie der Tag aussehen sollte. Dabei hilft es den Tag zu strukturieren und bspw. die folgenden Fragen zu beantworten:

Wann steht Arbeiten und Lernen an der Tagesordnung?
Wann ist Zeit fürs Spielen oder für das gemeinsame Kochen?

Dabei sind allerdings auch ungeliebte Tätigkeiten Teil einer Routine wie bspw. Putzen oder Aufräumen. Optimalerweise werden alle Mitbewohner des Haushalts an der Planung beteiligt. So können Routinen in dieser schwierigen Zeit dabei helfen, eine sinnvolle Struktur zu schaffen.

3. Energie für das Wesentliche

Natürlich gibt es viele Menschen, die sich tagelang über die Wahl der Klamotten oder der T-Shirt-Farbe Gedanken machen. Im Zweifel ist das jedoch wohl eher eine Vermeidungsstrategie.

Letztlich ist es natürlich völlig egal, ob das T-Shirt schwarz, grau oder blau ist. Es muss aber auch nicht das T-Shirt sein wie bei Zuckerberg. Ganz generell ersparen Routinen Zeit und Kraft, die man für die wirklich wichtigen Dinge aufheben sollte.
Also Dinge, die man eben NICHT in einer Routine machen sollte. Dinge, für die es keine Regeln und Routinen gelten sollte. Damit meine ich: Für die wichtigen Sachen im Leben. Für die großen Fragen. Für das Wesentliche.

Ist mein Leben nach den Werten ausgerichtet, die mir wirklich wichtig sind?
Bin ich der Mensch, der ich sein will?
Womit will ich wirklich die Zeit verbringen, die ich habe?

Und im Kontext von „New Work“ geht es natürlich wieder einmal frei nach Frithjof Bergmann um DIE zentrale Frage: Wissen wir eigentlich, was wir wirklich, wirklich wollen?

Diese Überleitung zu meinem Lieblingsthema „New Work“ möchte ich nutzen, um auch hier nochmals zu skizzieren, welche Rolle Routinen bei der Arbeit haben.


Routinen und „New Work“

Ein in Unternehmen häufig gehörter Satz ist: „Das haben wir doch schon immer so gemacht.“

Meist hört man diesen von Mitarbeitern, die Veränderungen ablehnen (Stichwort „fixed Mindset“, New Work, Corona und die Komfortzone).

Was die Mitarbeiter wohl eigentlich sagen wollen: Es gibt Routinen, die sich bewährt haben und die ich nicht verändern möchte. Routinen im Unternehmen, die regelmäßig gepflegt werden und die positiv besetzt sind, führen dort zu starken Verbindungen, die sich nur sehr schwer wieder lösen lassen.

Um doch neue Routinen zu etablieren, müssen Personen, die den Wandel vorantreiben wollen, erklären, warum die alten Routinen nicht mehr taugen.

Führungskräfte sollten die Mitarbeiter dazu anregen, über die Zukunft nachzudenken. Was sollte sein, damit sich die Rahmenbedingungen verbessern und die Arbeit leichter wird? Ein Vergleich zwischen dem Ist-Zustand und einem besseren Soll-Zustand macht es für die Mitarbeiter leichter, das Bestehende loszulassen. Die Reflexion und das sachliche Nachdenken verringern das Leiden, wenn die alten Routinen aufgebrochen werden sollen.

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